Unterschiede zur modernen Violine :

Die Unterschiede der Barockvioline zur modernen Violine sind:

•schlankerer sowie anders platzierter Stimmstock

•kürzerer und dünnerer Bassbalken

  1. kaum angewinkelter Hals (in der Skizze ROT) - aufgeleimt und genagelt, nicht eingesetzt


                                                                      







  1. kürzeres Griffbrett, erst aus Buchsbaum-,

   im 18. Jahrhundert aus Ahornholz oder Fichte gefertigt, mit Ebenholz furniert

                                                                                                           




•leichterer Saitenhalter; in der  Regel auch aus Weichholz mit Ebenholzfurnier

•etwas dickere Decke

•Bespannung mit Darmsaiten (G-Saite meist mit Silberdraht umsponnen)

•bis zu 25% geringeres Gewicht



•andere Stegform, -höhe und -dicke

                                                                                                           




•eine tiefere Stimmung (415 Hz)

  1. unterschiedliche Bogenformen und -längen (siehe „Violinbogen“)


        

         Anmerkung: in allen Details gibt es fast genauso viele Ausnahmen wie Regeln, bedingt durch regionale Gepflogenheiten, Experimentierfreudigkeit, ständiges Suchen nach Verbesserungen und Individualität.

 

Klang

Durch den (in der Regel) kürzeren Hals, den leichteren Bassbalken und die tiefere Stimmung entsteht eine weniger starke Vibration des Korpus und somit ein leichterer, seidener und obertonreicherer Klang. Durch den flacheren Steg entsteht weniger Saitendruck auf die Decke, die dadurch mehr ins Schwingen gerät. Auch bewirkt der flachere Steg und der konkav gewölbte Violinbogen eine Begünstigung des Akkordspiels.

Spieltechnik

Die andere Bauweise (Halsform), die Darmsaiten und die Verwendung des Barockbogens erfordern eine andere Spieltechnik (Vibrato, Intonation, Lagenwechsel). Damit verbunden ist der Begriff der „historischen Aufführungspraxis“ entstanden. Die Artikulation jedes einzelnen Tones - Ansatz und Strichart - ist verwandt mit der Artikulation von Silben beim Sprechen, und die Musik vor 1800 verstand sich als "Sprache in Tönen" (Nikolaus Harnoncourt: „Musik als Klangrede“, Bärenreiter-Verlag).  Der Ton soll körperhaft, nicht flächig wirken; die Barockmusik will sprechen, nicht malen. Wie der Klang, ist auch die Artikulation der Barockmusik vielfältig und von Ton zu Ton unterschiedlich, keinesfalls "regelmässig".

Orientierung bieten alte Instrumentalschulen wie Leopold Mozart, Quantz, Löhlein, später auch Spohr...

siehe  „Quellenzitate

Stimmton

Vor der ersten internationalen Stimmtonkonferenz in Paris im Jahr 1858 war die Frequenz des Kammerton a1 nicht einheitlich festgelegt. Instrumentenfunde (Blasinstrumente!) belegen jedoch, dass im 18. Jahrhundert überwiegend mit einem tieferen Kammerton musiziert wurde. Neben dem Kammerton für eher weltliche Instrumentalmusik gab es für die Stimmung von Orgeln und damit für geistliche Vokalmusik außerdem den sogenannten Chorton, der etwa einen Ganzton über dem jeweiligen Kammerton lag.

In Kreisen der historischen Aufführungspraxis besteht heute eine pragmatische Übereinkunft darin, mitteleuropäische Barockmusik zwischen etwa 1650 und 1750 mit einem einheitlichen Kammerton von a1 = 415 Hz zu musizieren. Für einige Genres (z. B. italienisches Frühbarock) hat sich auch ein höherer Stimmton von 466 Hz eingebürgert, für andere (französisches Barock) 392 Hz. Für Musik zwischen etwa 1750 und 1850 wählt man häufig a1 = 430 Hz.